Willkommen

Du hast meine Homepage gefunden. Hier geht es aktuell vor allem um Geschichten und Geschichtchen. Manche aus der echten Welt. Manche aus dem Reich der Fantasie.

Warum schreibe ich?

Schreiben ist eine Art meine Kreativität auszudrücken. Daneben gibt es Basteln in Holz und Metal, mittlerweile auch per 3d Drucker. Und natürlich gibt es den Computer mit seinen vielfältigen Möglichkeiten.
Ich glaube ich bin ein Unruhgeist, dem das Schöpfen und Erstellen wichtiger ist als das Haben. Lego wurde aufgebaut und wieder abgerissen. Die Modelleisenbahn, vom Vater nächtelang liebevoll aufgebaut, hatte immerhin ein Jahr bestand. Dann wurde sie abgerissen und neu aufgebaut.

Ich habe schon als Jugendlicher gemerkt, dass die Welt der Fantasie nie weit weg war. Konnte damals schon Geschichten improvisieren, habe Geschichten geschrieben für Freunde und für das Zeltlager, Hatte meine erste Schreibblockade.
Über die Jahre ging das etwas verloren. Auf dem Highway des Lebens brauchen die Karriere und die Kinder viel Zeit und Aufmerksamkeit (vor allem letztere).

Seit meinem 50 Geburtstag mache ich wieder ganz viele Dinge die mir Spaß machen. Dazu gehört auch wieder das Schreiben.

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In der Küche

Die Beschreibung einer Küche in zwei verschiedenen Versionen:


Die Rollläden öffnen sich um 6 Uhr, präzise wie jeden Morgen. Die frühe Sonne hängt eidottergelb an einem fahlen Himmel und leuchtet schwach in die Küche. Die drei ewig gleichen Blumen auf der Fensterbank räkeln sich träge im Sonnenlicht. 
Links vom Fenster beginnt die Küchenzeile. Auf der schwarzen Arbeitsplatte steht der dicke, gemütliche Kartoffeltopf im Ur-Oma Design und riecht streng.  Rechts daneben sitzt – direkt am Fenster – keck das junge, schlanke und völlig schnurlose Telefon in seiner Ladeschale und saugt langsam aber beharrlich Strom. Auf der anderen Seite steht die alte Blechdose aus Studentenzeiten. Sie ist immer noch ansehnlich, hat aber den Glanz ihrer Jugend genauso verloren, so wie die Bewohner des Hauses, in dem diese Küche steht. In der Dose sind Schneebesen, Pfannenwender und Rührlöffel jeden Alters zusammengepfercht. Manchmal legt sich einer quer. Dann muss man behutsam die ganze Meute Kochutensilien herausnehmen, jeden einmal streicheln und wieder sorgsam in seine Dosenheimat packen.  

Um die Ecke herum und über den Herd mit Ceranfeld hinweg kommen wir zum Toaster. Der ist noch nicht lange in der Küche. Ein Neuzugang, noch glänzend und nicht verkratzt. Schwarz und silbern sitzt er da und hält sich für etwas Besseres.  Am Toaster lehnt ein altes Schneidebrett und lächelt milde. Es ist seit über 20 Jahren in der Küche. Große Stücke Fleisch wurden darauf vorbereitet. Unmengen an Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und andere Gemüse gewürfelt oder gehackt. Die Messer kamen und gingen wieder, aber ein altes Schneidebrett ist zäh und robust. Innerlich lacht es den Toaster aus. Der wird auch nicht lange durchhalten. Immerhin ist er schon der 8. Toaster in dieser Küche.
Der Toaster ist ein Hitzkopf. Immer bereit alles was in hineingestopft wird anzusengen mit seiner orange-roten Hitze. Dazu leuchtet euphorisch seine LED-Lampe. Er ist ein eitler Geck.
Wenn das Brot um Gnade stöhnt, katapultiert der Toaster es mit solchem Schwung hinaus, dass es hart auf der Arbeitsplatte landet und sich eine Ecke stößt. Der Toaster mag keine Schwächlinge. Er kann das Gejammer nicht aushalten.


Die Küche ruht still im Morgenlicht. Die frühe Sonne hängt eidottergelb an einem fahlen Himmel. Ihre Strahlen fallen durch das Fenster. Staubflocken tanzen im Sonnenlicht. An der rechten Wand steht ein Tisch mit Naturholzplatte. Darauf liegt eine Zeitung von gestern, schludrig zusammengefaltet. Neben der Zeitung steht eine Flasche Orangensaft und ein Pfefferstreuer.
Am Tisch stehen 5 braune Ikea-Stühle mit weißen Kissen. Das reicht für die Familie und ihre Gäste.
An der linken Wand und der Stirnwand steht in L Form die Küchenzeile. Helles Birkenfunier wechselt sich ab mit Satin Glas gerahmt in Aluminium.  Die Arbeitsplatte ist schwarz mit feinen bunten Einsprenkeln. Sie sieht aus wie teurer Granit, ist aber Plastik und Holz. Zwischen Arbeitsplatte und Oberschränken bedeckt eine Edelstahlverkleidung die Wand. Auch hier ist mehr Schein als Sein.
Unter den Oberschränken sind Halogenlampen angebracht. Das gibt ein gutes Licht für alle Arbeiten in der Küche.
Auf der Arbeitsplatte stehen allerlei Dinge. Der Kartoffeltopf im Retro Design, neben dem schnurlosen Telefon in seiner Ladeschale und dem Obstkorb. Eine alte aber sehr schicke Blechdose mit Schneebesen, Rührlöffeln, Pfannenwendern. Sie ist wie immer zu voll.
Natürlich gibt es auch den unvermeidlichen Messerblock, bzw. gleich drei davon. Das passiert, wenn man mehrere Haushalte zusammenlegt. Jeder in der Familie hat sein Lieblingsmesser.
Das Bild wird komplettiert durch einen Toaster und einen Kaffeeautomaten. Morgens nur eine Tasse Kaffee, das geht mit dem Automaten schneller und einfacher als mit Filter und Wasserkocher.
Der Toaster ist neu. Er glänzt und funkelt noch in schwarz und silbern. Diesmal ist es ein Langschlitz Toaster. 2 Toastbrote passen gleichzeitig hinein, oder eine lange Scheibe Graubrot.
Das Toastbrot liegt passend bereit neben dem Gerät. Dieser Toaster hat eine LED-Anzeige wie lange der Toast-Vorgang noch dauern wird. Das fertige Toastbrot wirft er mit einer solchen Kraft heraus, dass es auf der Arbeitsplatte landet.

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Der Schrei

Aufgabe: Schreibe eine Geschichte mit folgenden Vorgaben:
Ort: Kloster oder Bootshaus
Tageszeit: Nacht
Was: Person gräbt ein Loch, gleichzeitig ertönt ein Schrei
Wer: Person die dir irgendwie bekannt vorkommt

Was passiert davor oder danach?

Geschichte: Die Nacht senkte sich langsam über den See. Der Tag war regnerisch gewesen aber jetzt verabschiedete sich die Sonne mit einem fulminanten roten Glühen und verwandelte einige letzte Wolken in rosa Zuckerwatte. Der Weg vom Bootshaus zum Kloster lag still unter tropfenden, nassen Bäumen.  Einige späte Regentropfen lösten sich von den Blättern, vertrauten der Schwerkraft und fielen auf die Jacke von Masken-Ede

Am Bootshaus waren die Tische festlich weiß gedeckt. Eine Gesellschaft mondän gekleidete Menschen feierte dort ausgelassen aber stilvoll die Hochzeit von Mark und Emilia von und zu Krautenhausen.

Emilia war in ein Gespräch vertieft mit Graf Ebenhoch, ihrem Patenonkel und reichem Gönner. Aber sie war nicht bei der Sache. Sie ärgerte sich immer noch über diese blöde Pfadfindergruppe. Nach der Kirche ging es – wie üblich im Autokorso – durch die Dörfer und übers Land. Sollten die Bauern ruhig sehen, wer sich hier die Ehre gab. Alles lief prima bis völlig unerwartet eine Pfadfindergruppe die Landstraße sperrte. Angeblich wollten sie Kröten auf die andere Seite helfen. Emilia hatte ihren Chauffeur angewiesen die Gruppe zur Seite zu scheuchen und weiter ging Fahrt.

Im Kloster hatte eine Gruppe von niederbayrischen Esoterikern gerade ihr Jahrestreffen. Der laut hupendende Autokorso brachte ihre Bachblüten Meditation völlig durcheinander. Wie rücksichtslos Menschen sein konnten.
Doch der Ärger durfte sie jetzt nicht belasten. Ihre Sinne und Seelen mussten frei und rein sein für die Zeremonie heute nacht. Die Gruppe zog dunkle Gewänder an, der Anführer packte das mit Runen versehene Stierhorn ein und sie zogen los.

Ede schlich leise an der Kloster Mauer vorbei.  Der Informant hatte geplaudert. Endlich. Seine Finger sahen aber auch echt lädiert aus. Auf halben Weg zum Bootshaus auf der Wiese bei den drei großen Eichen sei ein Stein unter dem das Geschmeide versteckt sei. Zum Glück waren die Wolken aufgerissen und der Vollmond spendete genug Licht.

Die Pfadfinder hatten die Wetteränderung erfreut zur Kenntnis genommen. Ihrer Nachtwanderung stand nichts mehr im Wege. Die Kinder wussten dass die Gruppenleiter etwas spannendes vorbereitet hatten. Ängstlich zusammengedrängt liefen sie über die Wiesen in Richtung See.

Emilia war von ihrem lieben Mark aus dem Gespräch mit Graf Ebenhoch gerettet worden. Eng aneinander geschmiegt schwebten sie auf Wolke 7 dem gemeinsamen Bett entgegen. Sie konnte es nicht erwarten endlich ihm ganz nahe zu sein.

Ede hatte den vermaledeiten Stein gefunden. Seine Füße waren nass und er fror. Schnell her mit dem Spaten und die kleine Kiste bergen. Da hörte er auf der einen Seite Füße durch das Gras rascheln. Von der anderen Seite näherte sich ihm eine Gruppe in schwarzen Kutten, Kapuzen übers Gesicht gezogen. Im inneren der Gruppe leuchtete ein unruhiges Licht.

Jetzt ging es um alles. Schneller. Er war schon ganz außer Artem.

Emilia war auch schon ganz außer Atem. Ihr Mark war wundervoll. Jeder Zoll ein König.

Ede kniete sich hin, beugte sich tief herunter, fand die Kiste und hob sie heraus. Von hinten kamen die Vermummten, von vorne eine Gruppe Kinder. Nichts wie weg.

Die Kiste löste sich mit einem Ruck. Ede tauchte aus dem Dunkel auf und rannte die Kinder über den Haufen.

Die Kinder schrien, weil Ede sie total erschreckte, die Esoteriker schrien weil ihre Zeremonie gestört war, Emilia schrie weil das Bett jetzt endgültig zusammengebrochen war.

Die schreie aus ganz vielen Kehlen mischten sich zu einem großen langen Schrei.

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Mit allen Sinnen

Aufgabe: Beschreibt eine Umgebung und sprecht dabei alle Sinne an.

Geschichte: Die Höhle lag im düsten Zwielicht. Der Gang war gehauen aus rauem, scharfkantigen Stein.
Plitsch… Plitsch… Plitsch…
Leise tropfte das Wasser über die Steine auf den Boden und floss in kleinen Rinnsalen davon. Die Steine fühlten sich glitschig und kalt an, haten sich aber das scharfkantige bewahrt.

Aus der Höhle roch es dumpf und muffig, nach altem Wasser und vergangenem Schweiß, den Lampen der Bergarbeiter und dem Pulverdampf der Sprengungen, dazu die unverwechselbare Note von frischem Urin.

Vom Höhleneingang kam ein dünner Lichtstrahl in Gesellschaft eines leisen Windhauches. Das Licht erzählte von Wärme und Spaß, lustigen Wanderungen durch den Wald mit einem gepfiffenen Lied auf den Lippen und der Aussicht auf ein gutes Mahl im Gasthaus, 3 Meilen die Straße runter.
Der Windhauch wandte sich entsetzt ab und floh aus der muffigen Düsternis.

Die Felsen wussten nichts davon. Sie lagen einfach da, gehauen und geschändet durch gierige Hände, verträumten sie die Ewigkeiten, versuchten den Schmerz nicht zu fühlen, wartend auf das ewige Höllenfeuer.

Eine Hand strich langsam über die Felsen, spürte die Kälte und Nässe. Fingerkuppen strichen über Tropfsteine und fanden ein letztes, kümmerliches Moos.
Der Fuß tastete sich zögernd voran, fand zielsicher die tiefe Pfütze und zog sich nass tropfend schnell wieder zurück.
Die Augen starrte wie gebannt in das Zwielicht, darauf hoffend es würde reichen für weitere Details aber je angestrengter sie starrten desto mehr Trugbilder zeigten sich: Aufsteigender Dampf, Geister, die bösen listigen Augen der Raubtiere die wohl hinten in der Höhle lauern mochten.

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Kreatives Schreiben: Pipi Langstrumpf wird 80

Aufgabe: Schreibe eine Geschichte nur zum Spaß, entwickelt aus einem Charakter

Charakterisierung Pipi Langstrumpf:
– Stärkste Frau der Welt
– Nonkonformistisch
– Immer alles anders machen als der Rest der Welt
– Reitet gerne
– Piraten Kapitänin

Geschichte: Die Möwe flog hoch über die Insel. Lauter Lärm hatte sie aufgeschreckt und sie war entrüstet davon geflogen. Die Insel unter ihr lag friedlich im Sonnenschein. Die große Piratenfestung hoch auf dem Berg sah heute zur Abwechselung sogar mal friedlich aus.

Ein Stück gebratenes Fleisch flog aus dem Fenster. Gekonnt zog die Möwe eine Linkskurve und fing es auf.
„Wirt, noch eine Runde Bier“, schallte es aus der Burg.
Die Möwe ließ sich auf der Kanone nieder und pickte gierig nach dem Brocken in ihren Krallen.
Das verschlafene Fischernest zu Füßen der Festung war heute voller Leben. Bunte Fahnen und Wimpel hingen in den Straßen. Eine Bühne war aufgebaut worden.

„Los gehts“, rief Pipi Langstrumpf gebieterisch. Der Festumzug zu ihrem 80. Geburtstag setzte sich in Bewegung. Was ein Schauspiel.

Ganz vorne kamen die Fahnenschwenker. Aber sie trugen die Fahnen als Kostüm und schwenkten ihre Unterhosen an langen Stangen. Dann kam das Piratenvolk, stilecht mit Augenklappen und Holzbeinen.
Blutsvente und Messerjockel hatten graue Bärte. Zur Feier des Tages waren Sie in Käfige gesperrt worden und wurden johlend durch die Straßen getragen.
Das wäre nicht nötig gewesen. Sie hatten sich schon vor Jahrzehnten mit Pipi vertragen und so machten sie gute Miene zum bösen Spiel.
Andererseits: Lieber heroisch hoch oben getragen werden, als im Rollstuhl durch die Straßen zu rollen.

In der Mitte des Zuges kam Königin Pipi auf einem prächtig geschmückten Elefanten.
Oder?
Nein! Sie trug den Elefanten durch die Straßen. Sie war wirklich immer noch die stärkste Frau der Welt.

Tommy und Anika folgten in einer Kutsche. Sie waren für die Feier extra angereist. Das karibische Klima tat ihrem Rheuma einfach gut und nach einigen Krügen Jamaica Rum waren auch die anderen Zipperlein fast verschwunden.

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Weitergabegeschichten 4

Aufgabe: Wir sitzen in einem Kreis und jede Person schreibt einen Absatz, dann wird der Zettel weitergegeben. Auf jedem Zettel gibt es ein initiales Wort

Reise

Ich bin eine Weltenbummlerin. Ich bummel mich durch fremde Ortschaften in fremde Herzen und das mein ganzes Leben. Reiselust ist untertrieben; es ist mein Lebenselexier und das was Leben interessant macht. Reise mehr, lebe mehr

Apropos Meer. Ich kann nie genau entscheiden, ob ich lieber am Meer oder in den Bergen bin. Also am Berg oder an der See. der Kompromiss wäre dann wohl ein Bergsee. Ob der Starnberger See als solcher zählt weiß ich nicht. Die Berge sind schließlich noch etwas entfernt.

Der Weg ist meine Reise. Also packe ich all die tollen Ziele auf meine neue Entdeckungsreise. Es geht von Starnberg aus in Richtung Porto. Was liegt da nicht alles auf dem Weg. Ich plane einfach den kürzesten Weg. Bin gespannt, was mich jetzt alles erwartet.

Erwartungsfrei gleich auf eine neue Reise. Unentdecktes liegt vor mir, düstere Wolken lauern vor meinem Seelenfenster. Immer mal wieder – Hallo und herzlich willkommen, euch lade ich ein, bei meinem Sonnenschein zu sein. Leuchtet mir den Weg ihr grauen Gestalten.

Sonnenschirm

Als wir nach 6 Stunden Fahrt am Strand angekommen sind, haben wir gemerkt, dass wir den Sonnenschirm vergessen haben. Wir haben das Auto ausgeräumt und machen uns nun auf den Weg Richtung Strand. Ein Gewitter zieht auf. Was fehlt uns außerdem? Der Regenschirm

Aber jetzt wäre es eh zu spät, wir waren schon durchnäßt. Das Gewitter war so schnell verflogen wie es gekommen ist. Nun pusteten wir die Luftmatratze auf und ließen uns ein Stück weit in den See treiben. Plötzlich erschien ein wundervoller Regenbogen in den schillernsten Farben.

Es war einer dieser Momente, in denen man wenig braucht um glücklich zu sein. Zu organisiert und durchgetaktet was ihr Leben ansonsten.

Das Leben kann so schön sein mit so wenig

Liebe

In den besten Geschichten geht es um Liebe – nicht immer mit glücklichem Ausgang.

So versuchte ich mir Mut zu machen, als ich meinen Koffer packte, die Wohnungstür hinter mir zuzog und den Schlüssel am Haken hängen ließ.

Es gibt ja noch mehr zu entdecken und zu erleben, wenn die Wunden der Trennung verheilt sind machte ich mir Mut. Und wenn jetzt die Liebe mal Pause hat, dann ist vielleicht die Neugier und Tatkraft als Motivator meines Lebens dran

Und wer weiß, was das Leben noch zu bieten hat. Jedenfalls hatte ihre Liebe nichts mehr mit ihm zu tun. Das war gewiss. Die Veränderung wird mir in jedem Fall gut tun.

Baggersee

Am allerliebsten ging sie zum Baggersee – früh morgens wenn noch keine Menschenseele sich blicken ließ. Sie glitt durchs Wasser, holte tief Luft – einfach mit einem Mal untertauchen – keine halben Sachen. Auf´s ganze gehen, wie im Leben.

In der Tiefe Stille. Die Seele ganz ruhig. Das Wasser kühl.

Ich will gar nicht wieder auftauchen. Es ist so friedlich hier. Fernab von all den Krisen und Kriegen auf dieser Welt frage ich mich, macht es überhaupt Sinn wieder aufzutauchen.

Plötzlich wird die Luft eng, ich fange an zu strampeln, Luft, Licht, Atem schreit der Körper! Nach ein paar Sekunden tauche ich auf, nehme einen tiefen Atemzug und denke: Ich sollte öfter mal abtauchen und all die Sorgen für einen Moment vergessen.
Morgen komme ich wieder an den Baggersee

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Weitergabegeschichten 3

Aufgabe: Wir sitzen in einem Kreis und jede Person schreibt einen Absatz, dann wird der Zettel weitergegeben. Das initiale Wort ist im Titel angegeben

Yachthafen

Der Yachthafen lag im Nebel. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Segeln war vollkommen unmöglich und auch für eine Fahrt mit der Yacht reichte die Sicht nicht. Rausfahren war heute lebensgefährlich.

Die Wellen klatschten ans Ufer und saugten schmatzend am Dreck zwischen den Steinen. Der alte Piet stand auf der Kaimauer in seinem Ostfriesennerz und zog langsam an seiner Pfeife. Rauchwölkchen aus der Pfeife machten den Nebel noch dichter.

Einen letzten Zug gönnte er sich noch, der englische Tabak war teuer gewesen und Verschwendung passte nicht zum alten Piet. Langsam zog er seinen Ostfriesennerz aus, faltete ihn sorgfältig zusammen und legte ihn neben sich auf die Kaimauer.
Er blickte in die Nebelwand und sprang.

Eisig kalt begegnete im das kühle Nass. Piet bibberte am ganzen Körper. Doch er zögerte nicht und tauchte tiefer und tiefer, bis er die Umrisse seiner alten Yacht vor sich sah.

Uhr

Es war nicht irgendeine Uhr. Sie sollte nicht nur die Zeit zeigen. Diese besondere Uhr hatte die Aufgabe mich zu vermessen. Sie zählte Schritte, maß die Herzfrequenz, ermittelte die Anzahl der Treppen, die ich täglich gestiegen bin. Die ganzen Werte wurden in einer Speicherbank festgehalten um historisch verglichen werden zu können.

So wurde ich Teil eines Experiments, das sich die Regierung ausgedacht hatte: Alle Menschen sollten digital festgehalten werden. Nach dem Zeitalter des ökologischen Fußabdrucks, der in den 2000er Jahren ja „das große Ding“ war, und vor dem sich alle fürchteten, begann nun das Zeitalter des digitalen Abdrucks

Das fatale war, dass das Ergebnis des digitalen Abdrucks nicht neutral oder anonym bewertet wurde. Ganz im Gegenteil. Name, Geburtsdatum, Familienstand, Adresse – alle Personaldaten wurden mit erfasst.

Anhand der Daten wurden die Lebensleistung und Krankenkasse ausgerechnet, Kosten und Belohnungen bestimmt.
„Nicht mit mir, Freunde der Nacht“, dachte ich und band die Uhr meinem Hund ans Bein.

Mücke

KLATSCH! Die große Fliegenpatsche traf den Schrank auf dem Elfriede bis eben gesessen hatte.
Sie liebte diese Familie. Die Kinder kleckerten mit allem möglichen und Elfriede konnte sich richtig satt essen. Wenn bloß diese doofe Klatsche nicht wäre.

Diesmal war es wieder gut gegangen. Knapp, aber die jüngste hatte sie verfehlt.
Elfriede drehte eine elegante Kurve und versteckte sich erstmal auf dem dunklen Vorhang am Fenster. Suchend blickte sich das Kind um, die Klatsche angriffsbereit in der rechten Hand. Erneut holte sie aus, diesmal mit viel Schwung.

Und schon klirrte und schepperte es.

Das gute Geschirr von Tante Erna zerbrach in 1000 Einzelteile. Denn die Patsche hatte ihr Ziel verfehlt. Statt eines Blutflecks gab es nun ein Porzellanmassaker. Ein guter Tag zum ster… äää kehren.

Kindergeschrei

Wasser plätschert
Räder rollen
Stimmen klingen
Kindergeschrei
ich bin dabei

Feierabend
Bierchen auf
Beine hoch
Fußball im TV
Wo ist eigentlich meine Frau?

Töpfe klappern
Teller klirren
Die Frau steht in der Küche!
Abendessen
Schlafenszeit
Wer bringt die Kinder ins Bett?

Mit Fuß und Ball
zum großen Knall
Das Finale
Schlafende Kinder
mit meiner Frau

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Weitergabegeschichten 2

Aufgabe: Wir sitzen in einem Kreis und jede Person schreibt einen Absatz, dann wird der Zettel weitergegeben. Das initiale Wort ist im Titel angegeben

Klavier

Ich bekam es zu meinem 10. Geburtstag. Nie hatte ich mir etwas sehnsüchtiger gewünscht. Mein Klavier wurde meine liebste Begleitung.

Schwarze Tasten, weiße Tasten & ganz bunte Lieder. Mal schnell, mal langsam, aber immer auf der Suche nach dem Klang meines Lebens.

Wusstet ihr, dass sich das Lied „Ebony & Ivory“ von Stevie Wonder genau auf diese schwarzen und weißen Klaviertasten bezieht?

Was soll mit diese Geheimbotschaft sagen? Was interpretiere ich daraus? Aber eigentlich geht mir nur das Lied im Kopf herum und ich summe leise vor mich hin.

Freiheit

November 1989 – DDR Nachrichten um 19:00 Uhr. „Die aktuelle Kamera“ mit Liveschalte ins Politbüro des ZK der SED.
Es fiel der legendäre Satz: Die Grenzen sind ab sofort für jeden DDR Bürger offen.“ Es folgt die Nachfrage eines Reporters, ab wann?
„Ab sofort“ ==> Freiheit für jeden DDR Bürger!

Mit der Mauer fiel eine Grenze, die viel tiefer in den Menschen verankert war, als eine Mauer hoch oder breit sein kann. Hinter dem eisernen Vorhang wartete eine lodernde Sehnsucht nach Befreiung.

Aber was bedeutet Freiheit? Hingehen, wohin du möchtest? Sagen was dir gerade so einfällt? Egal ob es jemand interessiert oder ob es jemanden verletzt? Konsumieren was sich nur anbietet?

Und ist es wirklich Freiheit, wenn nur eine äußere Mauer fällt? Kann die innere sofort in sich zusammenbrechen, den Damm öffnen. Kann ich sofort dazu bereit sein, diese Denkfreiheit zu leben? Sind meine inneren Dämonen dann auch frei?

Baum

In der Pause war ich spazieren. An einem Baum sah ich einen Imker an einem Astloch tätig sein. Als ich näher herangekommen war, sah ich einen wilden Bienenschwarm. „Was war da los“, dachte ich. Als ich weiter näher herangekommen war, sagt der Imker:

Zurück! Ach je, Bienenstich und wildes Summen, würden sie doch mal verstummen – schlimmer kann es nicht mehr werden. Immerhin, sie lassen sich bändigen, in die Schranken weisen, anders als Menschen

Sie beuten die Bienen aus. Fressen ihnen den Honig weg. Denken wie immer nur an sich. Die Bienen wehren sich selten.

Wäre ich eine Biene wäre ich auch ziemlich sauer. 24/7 arbeiten, dafür dass jemand am Ende alles klaut. Klingt nicht fair. So lasset die Bienen, Bienen sein und die Bäume Bäume.

Schnurbaum

„Hej Bro, meine Wolle ist schon wieder aus!“, brüllte Malte. „gib mir mal den grünen Knäuel rüber, wenn aus dem Schnurbaum noch was werden soll“

Wir wollen doch Ma eine Freude bereiten und ihr Geburtstag ist doch schon bald. Das wird sie freuen und wieder aufbauen. Hat sie ganz schön fertig gemacht, dass du ausgezogen bist, Malte, und so bist du immer bei ihr – und ich auch. Ma sollte jetzt wieder mehr an sich denken.

Auf der anderen Seite war ich mir nicht sicher, ob sie die Bedeutung dieses Geschenkes richtig deuten würde. Ein Schnurbaum – ist es vielleicht doch zu kitschig. Wir werden sehen.

Aber Mutter hatte schon immer einen Hang zu Kitsch, zu Glitter, zu Drama – also, was sollte schief laufen?
Baumkuchen konnte ich schon immer backen, also warum keinen Schnurbaumkuchen? So verschmolzen Forst und Bächerei in einem unvergesslichen Kaffee- und Kuchen Nachmittag.

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Weitergabegeschichten 1

Aufgabe: Wir sitzen in einem Kreis und jede Person schreibt einen Absatz, dann wird der Zettel weitergegeben. Das initiale Wort ist im Titel angegeben

Begegnung

Wie ein Blitz traf mich die Begegnung mit Hannah. War sie es? War sie es nicht? Erkannte sie mich… nach all den Jahren? Ich musste mich sammeln, tief durchatmen, nur keine Panik kriegen. Wer hätte geglaubt, dass wir uns hier, nach beinahe 20 Jahren, in diesem bayrischen Kloster wiedersehen.

Ich musste herausbekommen ob sie es wirklich war. 20 Jahre sind eine lange Zeit. Eigentlich hatte ich sie nie wiedersehen wollen, wähnte sie weit weg in Puna, Indien.

„Miss, would you please follow me“. Eine Schwester war gekommen und wollte sie auf ihr Zimmer bringen. Die Frau bewegte sich auf die gleiche anmutige Weise wie die Hannah von früher.

Entschlossen trat ich auf sie zu, es schien mir die letzte Gelegenheit zu sein. Ich fasste sie leicht am Oberarm, wandte mich ihr zur. „Hannah, bist du es wirklich!“
Sie blickte mich fragend an, aber in ihren Augen blitzte ein Erkennen auf

Weihrauch

Der Pfarrer wedelte energisch mit dem silbernen Gefäß und schwang es kräftig nach allen Seiten. Die Wolken aus Weihrauch verbreiteten sich und ich atmete tief ein. Ich war angekommen. 400 km lagen seit der französich – spanischen Grenze hinter mir. 400 km voller Freude, Leid und Erkenntnis.

Ein vertrauter Geruch, der Kindheitsemotionen weckt und der Duft meiner Reise sein soll. Er vermischt sich mit dem Schweiß der Leute um mich herum und dem Duft der Leckereien der Foodstände.

Weihrauch ist neben dieser religiös-spirituellen Konnotation in der asiatischen Medizin, vor allem in Ayuverda, auch ein traditionelles Heilmittel, z.B. bei Entzündungen. Insgesamt steckt also sehr vieles in ihm.

Medaille

Jede Medaille hat bekannterweise zwei Seiten. Was wäre wenn ich jetzt die beiden Seiten definieren dürfte. Eine Medaille nach meinen Vorgaben, tja das kann lustig werden. Es soll eine bunte Medaille werden. Nicht von der Farbe sondern vom Inhalt

Sprach´s und nahm sie in die Hand. Drehte und wendete sie, zwinkerte ihr zu, das Sonnenlicht zauberte Schattenbilder – Licht und Schatten – Seiten des Lebens – hinaufzugleiten woher sie kam – pures Gold

Geblendet vom Gold fiel die Medaille ihr aus der Hand und verschwand in ein tiefes Gulliloch. Verschwunden der Glanz. Verschwunden die düstere Seite

Nonne

Die Nonne schaute sie prüfend an und Susi fühlte sich wie auf einem Seziertisch auf dem ihre Seele auseinandergezogen wurde. Wie war sie nur hier in diesem Kloster gelandet? Sie erinnerte sich, wie verzweifelt sie sich gefühlt hatte, als ihr der Flyer dieses Klosters mit diesem Achtsamkeitsseminar in die Hände gefallen war.

Die Fragen der Nonne betrafen Gott, den Weg zu Gott. Ich merkte ihre prüfenden Blicke, wenn ich ihr antwortete. War ich wirklich bereit diesen Weg zu gehen? Weg von der weltlichen Gesellschaft, hin zu einem Leben der Theologie.

Aber – naja – es sollte ja nur eine Zeitlang sein – Gott bewahre – nicht für immer! Aber mal reinschnuppern in die klösterliche Welt, in achtsames Tun und moralisches Handeln. Wie anders – verquer – erschien ihr diese Welt im Vergleich zu ihrem echten Leben, als Fleischereifachverkäuferin!

Es kann eine Bereicherung sein, machte sie sich selbst Mut. Danach kehre ich wieder in mein altes Leben zurück. Doch es kam anders. Aus dem Reinschnuppern wurde ein neues Leben und aus Susi als Schwester Susanne eine andere Person, die Gott gefunden hatte.

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Schreibübung: Alf, der Träumer

Aufgabe: Du hast drei Worte und einen Namen, daraus soll eine Geschichte entstehen.

Wörter: Zwiebelturm, Welle, Kondensstreifen, Alf

„Das kannst du doch so nicht machen!“ Alf blickte auf. Sein älterer Bruder war um die Ecke gekommen: „Mama sagt du sollst zum Mittagessen kommen“ und dann mit einem Kopfschütteln: „Was machst du denn schon wieder hier? Ich habe dich ewig gesucht“
Mißtrauisch beäugte der Bruder der Zwiebelgehackte vor Alf auf dem Boden. Alf sah verschämt zu Boden und versuchte die Reste seines Schnitzversuches unauffällig zusammen zu raffen.
„Hast der Mama das Zwiebeltöpfchen leer geräumt, was? Das gibt bestimmt Ärger! Jetzt komm, wir sind eh zu spät dran!“

Traurig und entmutigt trottet Alf seinem großen Bruder hinterher. Er hatte einfach keine Fantasie. Bis eben hatte Alf vor der schönen alten Dorfkirche auf dem Marktplatz gesessen und sich gefragt warum das Dach von allen Zwiebelturm genannt wurde. Es war schön geschwungen, keine Frage. Aber eine Ähnlichkeit mit einer Zwiebel war nur sehr begrenzt vorhanden. Alf wollte das genauer ergründen und hatte sich einige Zwiebeln von Mama „geborgt“. Eine kleine Rote, eine etwas größere gelbe und eine riesige Gemüsezwiebel.
„Wenn das ganze Zwiebelturm heißt müsste man es ja mit Zwiebeln nachbilden können, oder?“ So war seine Überlegung gewesen. Aber die blöden Zwiebeln sahen ganz anders aus als das Dach des Turmes. Also hatte Alf sein Schnitzmesser gezückt und versucht die Zwiebeln der Turmform anzupassen.

Natürlich war im der Zwiebeldunst in die Nase gestiegen und er musste heulen. Ohne richtig die Zwiebel zu sehen, schnitzte er weiter bis die blöde Zwiebel unter seinen Händen zerfiel.

Der Weg nach Hause führte am Dorfbrunnen vorbei. Dort plätscherte das frische klare Quellwasser aus einem nachgebildeteten Hahnenkopf und erzeugte lustige kleine Wellen die hin und her liefen, sich trafen oder kreuzten. Zusammen mit dem Sonnenlicht bildeten sie immer neue Muster auf dem Boden. Alf konzentrierte sich ganz genau darauf um sich möglichst viele Muster zu merken.

„Los jetzt du Schlafmütze“. Seufz. Sein Bruder hatte einfach keinen Sinn für die kleinen Schönheiten des Lebens. Immer nur Eile, Eile, Eile.

Alf rannte los um seinen Bruder wieder einzuholen. Würde er auch nur 3 Schritte hinter seinem Bruder zur Haustür reinkommen, wäre ihm das Donnerwetter der Mutter sicher.

Beim losrennen scheuchte er einen Schwarm Tauben auf, die auf dem Marktplatz nach Überresten vom Markttag suchten. Die Tauben flogen wild flatternd und laut schimpfend davon und ließen sich auf der Dachrinne des Rathauses nieder.

Nur eine Taube wollte sich nicht zu den anderen gesellen. Vielleicht war sie noch hungrig. In langen eleganten Bögen zog sie ihre Bahnen über den Marktplatz. Alf sah ihr hinterher, er legte den Kopf weit in den Nacken und plötzlich sah es so aus als ob die Taube doppelt da wäre.

Nach einem flirrenden Moment lösten sich die beiden Bilder voneinander und Alf blieb mit seinem Blick an einem Flugzeug hängen das winzig klein am Himmel zu sehen war wo es von den Sorgen der Welt befreit einen Kondensstreifen an den Himmel malte.

„Bub wo bleibst du, dein Schnitzel wird kalt“ Das war die Stimme seiner Oma. Erleichtert atmete Alf auf. Wenn Oma und Opa zum Essen da waren, würde sich Mutti dieses Mal nicht trauen zu schimpfen.

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